Osteria am Schillerpark im Winter

Mitte Jänner, wenn die Sehnsucht nach Sommer, Sonne und Meer übermächtig wird, hilft es den guten Italiener aufzusuchen um ein bisschen Summer-Feeling zumindest am Gaumen einzufangen. Das ist nicht nur aus kulinarischer Sicht eine Herausforderung, auch das Ambiente lässt nicht ohne weiteres importieren.

Nur richtig gute Restaurants – wie die Osteria am Schillerpark –  wecken die Erinnerung an laue Abende am Meer, an die Wärme und den Duft von sonnengereiften Tomaten und frischem Fisch. So verlässt der Gast auch im Jänner die Osteria mit einem Anflug vom “Dolce Vita” und Sonne im Herzen.

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Osteria am Schillerpark

Vorspeisen

Zurück an den Linzer Schillerpark. Als Vorspeise wählen wir den rosa gebratenen Kalbstafelspitz mit Thunfisch-Kapernsauce und die Bruschette mit Tomatenwürfel, Knoblauch und Olivenöl-Basilkum-Pesto auf getoastetem Ciabatta. Die sonst recht gute an Auswahl an Antipasti gibt es leider nicht. Als Grund gibt man Lieferprobleme des Lieferanten an.

Die Thunfisch-Kapernsauce harmoniert perfekt mit dem Kabstafelspitz, der naturgemäß aufgrund des sehr geringen Fettgehaltes etwas trocken ist. Die Thunfisch-Sauce ist gut abgeschmeckt und mit den Kapern angenehm würzig. Auch das darüber geträufelte Olivenöl-Basilikum-Pesto schmeckt fein und zeugt von guter Qualität des Olivenöles. Das dazu gereichte Brot (dunkles Olivenbrot und Ciabatta) sind geschmacklich gut, aber leider schon ein wenig trocken.

Die Bruschette ist leicht getoastet und somit angenehm kross. Die Tomaten oben drauf sind leider mehlige Wintertomaten mit wenig Geschmack – da gäbe es auch im Winter bessere. Dafür ist das Olivenöl-Basilikum-Pesto über den Tomaten einwandfrei und macht die Bruschette ingesamt sehr gut.

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*Bruschette mit Knoblauch und Olivenöl-Basilikum-Pesto*

Hauptspeisen

Ich wähle die Fischvarition nach aktuellen Fischsorten mit mediterranem Kartoffel-Gemüsegröstl. Die Fischvariation besteht aus Zanderfilets  – ein wenig enttäuschend, ich hätte mir beim Italiener einen Meeresfisch erwartet – gegrillten Calamaris und Garnelen. Der Zander ist geschmacklich gut, könnte aber etwas weniger durchgegrillt sein. Die Calamaris sind zart und wirklich ein Gedicht, die Garnelen leider ein bisschen trocken.

Im Gemüsegröstl finden sich neben den Erdäpfeln Melanzani, Zuccini und getrocknete Tomaten. Die Melanzani sind geschält – darum muss ich auch erst den Kellner fragen, was das ist – und perfekt in der Konsistenz, die getrockenten Tomaten geben dem Gemüsegröstl eine angenehm frische Note.

Harald entscheidet sich beim Hauptgang für die Calamari alla griglia mit Kräuterbutter, marinierten Blattspinat und Ciabatta. Die Calamari sind wie bei mir butterweich und hervorragend im Geschmack. Der Blattspinat ist ein bisserl fad und über die Ciabatta haben wir schon gesprochen.

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*Frische, gegrillte Calamari sind ein Gedicht.

Nachspeisen

Als Dessert nehmen wir erst das hausgemachtes Tiramisu. Es ist cremig, süß und mit kräftigem vollmundigen Espresso zubereitet – perfekt, genauso soll es sein! Das Panna Cotta mit Erdbeerragout hingegen ist zu fest – mit Gelatine muss man halt ein bisserl vorsichtig sein. Schade, denn geschmacklich ist es gut und das Erdbeerragout passt perfekt dazu.

Ein wenig kulinarische Deko hätte die Desserts ein liebevoller aussehen lassen. Der Preis hätte dies auch durchaus zugelassen.

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*Gutes Tiramisu sollte mit kraftigem italienischen Espresso zubereitet werden.

Weine

Auswahl an italienischen Weinen ist mit 3 weißen, 4 roten und einem Rosewein nicht allzu groß, die Auswahl aber recht gut. Gekostet haben wir die 3 Weißweine. Der Hauswein Paiara Bianco Puglia (Weingut Paiara – Apulien) hat ein fruchtiges Bouquet, ist am Gaumen überraschend säurebetont und vollmundig mit einem schönen Abgang. Gute Qualität für einen Hauswein.

Der Riff Pinot Grigio (Weingut Lageder – Venetien) riecht gut nach frischen Zitronen, ist kräftig, mineralisch und säurebetont im Abgang – wie es sich für einen Grauburgunder, wie man bei uns sagt, gehört. Ich mag ihn und bestelle davon auch ein zweites Glas.

Kein zweites Glas bestelle ich vom Grillo Sicilia DOC (Weingut Feudo Arancio, Sizilien). Der Kellner hatte mich vor diesem “staubtrockenen” Wein, wie er sich selber ausdrückte, gewarnt. Und obwohl er durchaus sehr trocken ist, hat er schönes fruchtiges Bouquet, ist vollmundig und rund am Gaumen. Beim richtigen Gericht in südländischer Atmosphäre würde sich dieser Wein bestimmt auch sehr viel wohler fühlen.

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*Mancher Wein braucht zu seiner Entfaltung die richtige Atmosphäre und Stimmung.

Unsere ganz persönliche Bewertung

von 1-5 (1 = sehr gut, 5 = nicht genügend)

1 Reservierung / Empfang: Freundliche Reservierung via Telefon, netter Empfang im Lokal, schöner Fensterplatz

2 Service, Freundlichkeit: die Frage, ob im Gemüse Melanzani seien, wurde vom Kellner mit der etwas rüden Gegenfrage, ob ich denn allergisch darauf wäre, beantwortet. Der Bitte um Nachfrage in der Küche wurde nicht entsprochen. Sein Kollege hat diesen Fauxpas später elegant wieder ausgebügelt. Die Wartezeiten sind in Ordnung.

3 Speisenangebot: die Speisekarte ist nicht überlang, was auch in Ordnung ist, wenn die Zusammensetzung durchdacht ist – diesem Abend hätte es noch Potenzial nach gegeben;  Anitpasti sollten am Samstagabend nicht ersatzlos gestrichen sein

2 Frische, Geschmack und Zubereitung der Speisen: halbwegs gute Tomaten sind ein muss in der meditarranen Küche, sogar im Winter; Ciabatta darf beim Italiener nicht trocken sein

2 Zusammensetzung der Gerichte, passende Zuspeisen, Beilagen, Deko: kaum marinierte Spinatblätter zu den Calamari ist ein bisserl fad und wenig kreativ

2 Weinangebot und Präsentation: ein guter Kellner sollte zu den Speisen auf der Karte immer auch den passenden Wein empfehlen können – zumindest, wenn der Gast dannach fragt!

2 Preis-Leistung: finde ich normalerweise in Ordung, heute war sie aber leider nicht ganz Top

Resumee: Wir hatten einen schönen Abend mit einem insgesamt recht guten Essen. Nachdem es nicht der erste Besuch war, wissen wir, es geht auch noch ein bisserl besser. Wir kommen wieder –  spätestens im Sommer, wenn die Osteria wieder Gastgartenbetrieb hat. Ist trotzdem atmosphärisch schöner 🙂

Viel Spaß beim Nachkochen!

Alles Liebe & guten Appetit bei deinem Besuch!