Frühstücksbuffet im Alpin SPA Tuxerhof (Tirol)

Der Kenner & Genießer dreht zuerst einmal eine Runde, verschafft sich einen Überblick, prüft alle Optionen, trennt Wesentliches vom Unwesentlichen, schafft sich gedankliche eine Struktur, definiert Strategie, Ziel und erste Umsetzungsschritte. Stellt die richtigen Fragen, wie etwa: gibt es auch ein eine Nachmittagsjause oder wann gibts Abendessen? Nach dem Frühstück Schifahren oder Wellnesstag?

Dann gehts los. Ich starte mit Kaffee oder Tee? Das ist einfach: Espresso! Am besten einen Doppelten, dann muss ich nicht so oft gehen. Der Herr an der Kaffeemaschine neben mir drückt auf Teewasser und ich überlege, ob ich nicht gleich einen dritten Espresso ins Häferl lassen soll, Platz wäre vorhanden. Nein, doch nicht, jeder(mann) darf munter werden, wie er mag, Schluss mit diesen fiesen Stereotypen.

Wurst, verschiedene Schinken, Prosciutto internationaler Herkunft, Tiroler Speck und der unverzichtbare Lachs mit den vermeintlich so gesunden Omega 3 Fettsäuren. Wichtig für Herz & Hirn, aber auch recht fett und deshalb gut sättigend – was in Zeiten des Überflusses nicht das vorherrschende Thema darstellt. Gleich nebenbei gibt’s schön und gleichmäßig auf drapierte Käsescheiben, wo die Spitzen schon leicht aufgebogen sind. Also auf zur Käseglocke mit jungfräulichen, weil noch nicht angeschnittenen Weich- und Schimmelkäsen. Auch fett, aber aufgrund des Lachsverzichtes erlaube ich mir hier etwas großzügiger zu zugreifen. Dazu magerer Schinken, ein wenig Prosciutto darf schon sein und ein bisschen Tiroler Speck, wegen der Regionalität.

Weiter geht’s zu den warmen Gerichten. Kleine Bratwürstel, Mini-Frankfurter, Türme gebratener Speck – gruselig, was manche Leute in der Früh schon verdrücken können. Mein Blick fällt auf das warme, gebratene Gemüse: Zucchini, Paprika, Champignons, Tomaten, nicht ganz saisonal, aber was solls, hier nehme ich reichlich. Dafür verzichte ich auf die grausig kalten Gurkenscheiben, Cocktailtomaten und Paprikaschnippsel als Vitaminspender. Saisonalität ist da und dort nicht das entscheidende Argument.

Ei, Ei, Ei – was gibt es Schönes beim Eierbuffet. Die fertige Eierspeise (stechend gelb und feucht glänzend) erscheint mir wenig vertrauenserweckend. Stattdessen lächeln weich gekochte Eier fröhlich aus ihrem Sandbad und eine ebenfalls freundlich lächelnde Köchin bietet frisch zubereitete Spiegeleier und Omeletts mit allerlei Zubehör feil. Das Lächeln ist überzeugend und ich bestelle Spiegeleier – wie bitte, mit Speck? Nein, Danke. Schnittlauch, ja gerne. Schaut schön aus und hebt die Vitaminbilanz.

Jetzt brauchen wir nur noch ein bisschen Brot und Gebäck. Obwohl, Low Carb frühstücken? Frische Semmel, Gebäck, Baguettes, Vollkorn-, Krusten, Roggen- und Dinkelbrot. Nein, heute bitte More Carb. Gebäck, ein Stück Baguette und eine Scheibe Vollkornbrot fürs schlechte Gewissen. Aus dem Augenwinkel sehe ich kleine, feine Croissants. Denen statte ich noch einen Besuch ab und stelle fest, sie befinden sich in guter Gesellschaft mit Zimtwecken, Nussschnecken, Mohn- und Topfenstrudel. Oh, oh oh – Marmeladen gibts auch in großer Auswahl, flankiert von einer ganzen Honigwabe. Das Land in dem Milch und Honig fließen – wo war das schnell noch mal? Hier im Herzen Tirols?

Jetzt räume ich erst einmal meine ganzen Schätze auf unseren Tisch. Ein freundliches “Guten Morgen” tönt vom Nachbartisch, wo eifrig Müsli, Joghurt und frisches Obst geschaufelt wird. Sehr vorbildlich. Obwohl, Entschuldigung – Ananas, Orangen, Bananen, Weintrauben, Kiwi und blase Honigmelonen im Tiroler Winter. Regional und saisonal sieht eher anders. Ist aber alles schon aufgeschnitten und vorbereitet. Wird’s nicht gegessen, schmeißen sie in der Küche alles weg – könnte man richtigerweise argumentieren. Auch nicht nachhaltig. Andererseits, wenn alles aufgegessen wird, kommt man eventuell in der Küche auf die abwegige Idee, dass der Gast das ja genau so will. Und dann wird noch mehr aufgeschnitten und in weiter Folge noch mehr bestellt beim internationalen Gemüse- & Früchtegroßhändler. Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema und schwer lösbar im Real Life des Frühstücksbuffets.

Noch während ich genüsslich vor mich hin mampfe und gerade einen Schluck vom frisch gepressten Orangensaft nehme (es hätte auch Birnen- und Apfelsaft gegeben), nehme ich die hoteleigene Fitnesstrainerin wahr. Eva ist jung, fesch und mega-schlank. Sportlich und leichtfüßig schwebt sie von Tisch zu Tisch und macht den Gästen das Hotel-Fitnessprogramm schmackhaft. Uh, uh, uh: Yoga, Pilates, Schneeschuhwandern, Ski Guiding mit Eva, die 1. Spur mit Daniel, Powerworkout mit Nachbrenneffekt, Faszientraining… Alles kostenlos und im Zimmerpreis inkludiert. Direkt am Frühstückstisch buchbar. Man möchte ja nicht unhöflich sein und meldet sich für ein durchaus ambitioniertes Programm an. Dazu bitte noch die Weinverkostung am Abend – soll ja ein ausgewogener Mix sein, das Stay Young & Health Urlaubsprogramm.

Ich liebe diesen Urlaub!

 

Viel Spaß beim Nachkochen!

Alles Liebe, Mona Eder